Der „Mai“ ist im Jülicher Land keineswegs nur eine Monat – der „Mai“ ist ein aus Krepppapier-Röschen gestaltetes Bild, das der Herzdame in der Nacht zum 1. Mai an die Hauswand gehängt wird.
Die Prozedur ist eine arbeitsintensive: Ist das Motiv ausgewählt und Grundlage vorgezeichnet müssen die Farben ausgewählt werden. Oft wird die ganze Familie damit beschäftigt, aus buntem Krepppapier so genannte Röschen gedreht. Die einzelnen Röschen ergeben später aneinandergefügt das richtige Bild.
Eigentlich soll die Aufhängung des Bildes in aller Heimlichkeit erfolgen – schon deshalb, weil zu früheren Zeiten die Konsequenzen väterlicher Aufsicht über die Tugend der Damen zu befürchten waren, wenn der Verehrer bei seinem Tun überrascht werden würde. Da sich für das Vorhaben einiger Mut angetrunken wurde, war es mit der Heimlichtuerei nicht immer weit her.
Besonders eindrucksvoll ist in jedem Jahr eine Fahrt durch das Dorf Broich. Hier ist der Brauch noch weit verbreitet.
Anderorts wird heutzutage oft ein „Mai“ aufgestellt: Das ist ein kleiner Birkenstamm, dessen Zweige mit bunten Kreppbändern geschmückt wird.
Peinliches Nebenspiel: Unliebsamen Damen wird ein „Mai“ mit Toilettenpapier-Bändern vor die Türe gestellt.