Wer nicht damit aufgewachsen ist, den dürfte es befremdlich vorkommen, dass bis auf den heutigen Tag Frauen im Jülicher Land versteigert werden. Das findet jedes Jahr aufs neue Stadt und nennt sich „Maibrauchtum“. Das Maibrauchtum wird vor allem in den Dörfern noch gepflegt.
Der meistbietende Junggesellen gewinnt. Wer das meiste Geld bietet „erkauft“ sich das Recht, die über 16-jährigen zum Tanz zu führen und ihnen einen „Mai“ zu hängen. Wie kommt es zu dieser eher antiquiert wirkenden Tradition? Eine wissenschaftliche Untersuchung mit dem Titel „Maibräuche im Rheinland“ gibt Auskunft. Herausgeber Simon Matzerath fasst zusammen. „Wenn man es auf einen Satz reduzieren will ging es einmal darum, den Grundbesitz im Ort zu halten“.
Heute hat das Maibrauchtum immer noch eine wichtige gesellschaftliche Funktion. Es hält das Dorfleben zusammen, die jungen Männer, die ja den Kern und Vorstand der Maivereine bilden, würden Verantwortung lernen und übernehmen. „Es ist eine entscheidende Erfahrung, wenn man als Mit-Zwanziger oder sogar jünger für das Dorf eine Festveranstaltung diesen Ausmaßes organisiert und damit auch Teil der Gesellschaft wird – und das auch mit Anerkennung zurückgezollt wird. Das ist eine wichtige Lebenserfahrung.“
Der älteste Maiclub im Jülicher Land ist der Broicher, der auf das Jahr 1744 zurückgeht.